Eine positive Halbzeitbilanz für „Begegnung VorOrt“
Die Macher*innen und Organisator*innen von „Begegnung VorOrt“ strahlten im Westpark mit der Sonne um die Wette: Dort zog die Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege eine positive Halbzeitbilanz für „Begegnung VorOrt“ (BVO).
Das Projekt hat die Stärkung der Begegnungsarbeit für Senior*innen in den Stadtbezirken zum Ziel. Die Arbeit startete im September 2020 - mitten in der Corona-Zeit. Doch die Arbeit hat sich gut entwickelt. Den Anstoß gab der Seniorenbeirat - auch dafür sollte den Aktiven mit der Zwischenbilanz-Veranstaltung gedankt werden.
Mit „Begegnung VorOrt“ haben die Akteur*innen das erfolgreiche Prinzip der dezentralen Seniorenbüros fortgeschrieben, die von Stadt und Wohlfahrtspflege paritätisch besetzt sind. „BVO“ ist als hauptamtliche Unterstützung und Koordination für die vor allem ehrenamtlich getragenen Angebote der offenen Seniorenarbeit gedacht.
Die Mitarbeiter:innen des Projektes „Begegnung VorOrt“ sind mit einer Vielzahl von Ideen in die dezentrale Arbeit gestartet und haben unter Beweis gestellt, dass sie das Ehrenamt stärken und unterstützen. Das wurde auch bei den Rückmeldungen mit den Vertreter*innen des Seniorenbeirats deutlich, die mit den Hauptamtlichen gemeinsam im Westpark saßen.
Sie saßen dabei auf den „Plauderbänken“ - sie waren eines der ersten Projekte, die „Begegnung VorOrt“ angestoßen hatte. Da während der Lockdowns die Begegnungsstätten geschlossen bleiben mussten, waren Angebote draußen möglich. Die Plauderbänke waren dabei ein niederschwelliges Angebot, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und zugleich auch eine Idee gegen Einsamkeit und Langeweile, erinnerte Cordula von Koenen, BVO-Verantwortliche bei der AWO.
Zoerner: „Sie geben viele Impulse für die offene Seniorenarbeit“
Positiv fiel das Fazit von Sozialdezernentin Birgit Zoerner aus: „Termine wie diese sind kleine Highlights. Ich freue mich sehr, wenn begonnene Projekte gut klappen.“ Mitten in der Corona-Pandemie seien die neuen Koordinator*innen begrüßt worden. „Sie gaben und geben viele Impulse für die offene Seniorenarbeit“, so Zoerner.
Gerade Corona habe die Bedeutung der Seniorenarbeit deutlich gemacht: „Wie wichtig Begegnungsarbeit ist, dazu gibt es keine zwei Meinungen. Seniorenarbeit hat eine lange Tradition und erfolgt überwiegend ehrenamtlich. Das ist gelebter Ausdruck von Solidarität in den Quartieren“, so die Stadträtin. „Man muss dies wertschätzen, aber auch wie einen Schatz hüten.“
Daher sei der Vorschlag des Seniorenbeirats 2019 gut gewesen, den ehrenamtlichen Strukturen hauptamtliche Strukturen an die Seite zu stellen. „Seniorenarbeit war schon immer ein wichtiger Bereich für eine lebendige Stadtgesellschaft. Begegnungsangebote sind Garanten für Freude, Geselligkeit, Teilhabe und Austausch. Das bekommt eine immer größere Bedeutung, wenn sich der Alltagsradius verkleinert“, sagte Zoerner mit Blick auf die eingeschränkte Mobilität von Älteren und Hochaltrigen.
„Wenn Rahmenbedingungen sich verändern, müssen sich auch Strukturen verändern. Mit „Begegnung VorOrt“ seien dezentrale Koordinierungsstellen für Begegnungsangebote und die Unterstützung des Ehrenamtes geschaffen worden. „Begegnung ist die wichtigste Prävention gegen Einsamkeit. Das braucht Räume und Ideen. Und Ideen haben die Leute von BVO sehr viele. Sie geben viele Impulse, mit denen sie die Orte beleben. Dafür möchte ich Danke sagen.“
Fischer: „Begegnung VorOrt ist eine Erfolgsgeschichte“
Das tat auch Martin Fischer als Vorsitzender des Seniorenbeirats. Er erinnerte daran, dass die Vorstellung von „Begegnung VorOrt“ sein erster Termin als neuer Vorsitzender war. „Ich bin froh, dass unsere Idee aufgegriffen wurde und der Rat Stellen bewilligt hat, wenn auch nur halbe statt ganze Stellen.“ Obwohl der Start des Projektes in die Corona-Zeit gefallen sei, habe die Arbeit funktioniert und sei gut angelaufen.
„Die Idee war ja, die Ehrenamtlichen zu unterstützen, weil die ausscheidenden älteren Aktiven keine Nachfolger fanden“, erinnerte Fischer an die Grundidee. Dass sich dieser Prozess in bzw. nach Corona noch verstärkte und viele Ehrenamtliche nach Ende des Lockdowns nicht in ihre ehrenamtlichen Funktionen zurückkehrten, machte die Arbeit umso dringender. „Da ist es Aufgabe von BVO zu unterstützen, dass die Begegnungsstättenarbeit fortgesetzt werden kann.“
Martin Fischer machte aber auch deutlich, dass es ein Umdenken brauche: Es sei gut, dass die Begegnungsstätten wieder geöffnet hätten. Aber sie müssten verschiedenen Zielgruppen offen stehen: „Es sind Begegnungsstätten, nicht nur Senioren-Begegnungsstätten. „Es ist doch schön, wenn morgens Kinder und nachmittags Senioren kommen. Hauptsache es ist Leben in der Bude.“
Einen wichtigen Beitrag dazu - sowohl in den Einrichtungen als auch im Stadtteil insgesamt - leiste „Begegnung VorOrt“: „Es gibt viele gute Ideen. Spaziergänge, historische und Radtouren, Boule, Kreativaktionen und Leseveranstaltungen“, nannte er einige Beispiele. Es gebe vielfältige Unterstützungsangebote für die Aktiven und neue Ideen würden umgesetzt. „Begegnung VorOrt ist damit eine Erfolgsgeschichte.“
Back: „Das Ehrenamt braucht das Hauptamt, um es zu stärken“
Eine Einschätzung, die auch Diakonie-Pfarrer Niels Back als Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtspflege teilt. Er dankte Birgit Zoerner stellvertretend für die Stadt für die gute Zusammenarbeit. Dabei seien viele gute neue Ideen entstanden - etwa die gemeinsame Besetzung der Seniorenbüros durch städtische Mitarbeitende sowie Beschäftigte der Verbände. „Das sind Dinge, wo wir bundesweit etwas gesetzt haben, was in der Gemeinschaft beispielgebend ist.“ Selbstverständlich sei dieses Miteinander nicht.
Daran habe man bei „Begegnung VorOrt“ angeknüpft. „BVO“ habe sich mittlerweile zu einer regelrechten Marke entwickelt. Er unterstrich die Unterstützungsfunktion des Angebotes: „Das Ehrenamt braucht das Hauptamt, um es zu stärken“, so Back. Die Hauptamtlichen hätten einen großen Schatz an Methoden und Ideen, aber auch das Selbstverständnis, dass Ehrenamtliche nicht verdrängt oder in die zweite Reihe gedrängt würden. „Die Ehrenamtlichen erleben die Hauptamtlichen als Ressource und als Stärkung, um selbst gestärkt in die ehrenamtliche Arbeit zu gehen. Dafür ganz herzlichen Dank.“
Back freute es, dass neue Themen und Zielgruppen angesprochen worden seien. Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Bewegung seien als zusätzliche Elemente in die Begegnungsarbeit eingezogen. „Das ist entscheidend auch für die Zukunftsfähigkeit der Begegnungsstätten.“ Dass sich „BVO“ zur Marke entwickelt habe, sei positiv. Und auch, dass das dezentrale Konzept einer Großstadt wie Dortmund, die sich in viele Vororte aufteile, gerecht werde, sagte er mit Blick auf die sehr unterschiedliche Sozialstruktur in den jeweiligen Stadtbezirken. Der Sprecher der Verbände betonte, dass diese wichtige Arbeit weitergehen müsse: „Das Projekt ist bis 2025 befristet. Hoffentlich kann es fortgesetzt werden“, sagte er in Richtung der Stadt.

